Mittwoch, 15. Januar 2014

Der Unsinn einer Patchworkdecke

Eines schönen Tages, wir saßen bei S und P im Wohnzimmer und feierten S Geburtstag, durchstöberte eine Freundin ein Buch, das ich S geschenkt hatte. Es war ein Buch mit Nähanleitungen für Anfänger und wenn ich mir das Buch so anschaue, auch für wenigstens leicht Fortgeschrittene. In diesem Buch war eine Abbildung einer Patchworkdecke und besagte Freundin tippte auf das Bild, schaute S und mich mit ihren großen blauen Augen an und sagte "Ich will auch so eine Decke. Die ist wunderschön!" Sie gab uns auch den Hinweis, dass noch zwei Monate Zeit seien bis zu ihrem Geburtstag, wir also genügend Zeit hätten, eine Decke für sie zu nähen.

Ich schüttelte sofort den Kopf "Nein, niemals. Ich hab so was noch nie gemacht, die Patchworkkissen waren schon anstrengend genug." sagte ich ihr, doch sie wurde nicht müde. Zählte auf, welche Farben es nicht sein sollten. "Kein pink, kein grün, kein gelb ..." ich weiß gar nicht mehr, was sie noch alles nicht haben wollte. Am Ende blieb auf alle Fälle blau übrig.

Von meiner Mutter hatte ich vor zwei Jahren zu Weihnachten eine Nähmaschine geschenkt bekommen und irgendwie kribbelte es unter meinen Fingernägeln. Ein bisschen Spaß hätte ich ja schon daran. Eine Herausforderung, an der ich mich messen könnte. Das wäre ein echtes Großprojekt. Und erst ihr Gesicht, wenn sie doch so eine Decke bekäme, gerade nachdem ich so vehement verneint hatte.

Ein paar Tage später surfte ich unschuldig im Internet und schaute nach Patchworkstoffen. Ich wurde fündig. Der Stoff war auch gar nicht sooo teuer. Ruckzuck landete er im Einkaufskorb und später im gut verpackten Paket vor meiner Tür. Es ging los - mit dem völligen Widersinn, den so eine Decke mit sich bringt. Um die Decke zu nähen musste ich die Stoffstücke erst zerschneiden, um sie dann wieder zusammen zu nähen. Während ich schnibbelte und schnitt (ich benötigte mangels passenden Werkezeugs einen ganzen Tag um 150 gleichgroße Quadrate zu schneiden), musste ich immer wieder darüber nachdenken, dass es blödsinnig ist, den Stoff erst zu zerstören, um ihn hinterher wieder zusammen zu nähen.


Insgesamt brauchte ich vier Wochenenden, um die Decke fertig zu stellen. Sie hat mich hin wieder den letzten Nerv gekostet, vor allem, als ich versuchte das Ober- und Unterteil aufeinander zu nähen. Der Patchworkstoff war gut strukturiert und behielt seine Form, das Flauschevlies zog sich, wie es lustig war und die Abmaße trafen nie so zu, wie ich das wollte. Irgendwann lagen die Stoffe annähernd ordentlich aufeinander. Meine Finger waren zerstochen von den Nadeln, aber die Nähmaschine schnurrte über die Bahnen und tackerte die Stoffe ohne Murren zusammen. Ganz am Ende stellte ich fest, dass ich den Saum auf einer Seite von Hand annähen musste. Bei einer Decke von 1,40 x 2,20 Metern sind das eine ganze Menge Nadelstiche.


Am Ende war ich von der unsinnigen Decke so begeistert, dass ich sie am liebsten selbst behalten hätte. Aber meine Freundin freute sich riesig über die Decke, vor allem, weil sie das wirklich nicht erwartet hätte. Das große kleine Projekt hat mir so viel Freude bereitet, dass ich überlege, wem ich die nächste Decke nähe. Vielleicht mir selbst oder meiner Mutter, meiner Schwester oder D oder S? Oder allen? Ich brauche ordentliches Werkzeug, dann geht das Ruckzuck ...

Vielen Dank kleine M für die fantastischen Bilder!

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