Sonntag, 22. November 2020

Faulpelzgarten - Ohne Fleiß kein Preis

Selbstversorgung für Faulpelze. So habe ich diesen Blog genannt. 2013 schrieb und veröffentlichte ich den ersten Eintrag, in dem ich mich selbst fragte, wie Selbstversorgung für Faulpelze gehen sollte. Seitdem ist viel passiert. Wir haben zwei Hunde verloren und dafür zwei Kinder bekommen. Den Schrebergarten erweiterten wir zwischenzeitlich auf knapp 600 m², die ich zusammen mit einer guten Freundin bewirtschaftete. Dieses Jahr tauschten wir den Schrebergarten gegen einen anderen Garten, den wir hoffentlich bald unser eigen nennen dürfen und der 1600 m² groß ist. Am liebsten hätte ich noch viel mehr Garten mit Platz für unser Essen und vielen Ecken für tierische Mitbewohner, also die Wilden, nicht die zahmen Eingesperrten.

Von der Selbstversorgung sind wir meilenweit entfernt, aber es wächst immer mehr in unserem Garten und im Sommer muss ich nur wenig Gemüse zukaufen. Das Obst und Gemüse in den Brotdosen der Kinder stammt zu mindestens der Hälfte aus unseren Gärten. Trotzdem gebe ich wöchentlich locker 100 Euro für Nahrung aus. Als ich anfing den Blog zu schreiben, sah ich mich und das Projekt aus diversen Gründen scheitern. Der Blog sollte mich motivieren dran zu bleiben. Denn was man laut in die Welt posaunt, lässt sich nicht so leicht wieder zurück nehmen. Heute sehe ich die damaligen Gründe für mein mögliches Scheitern etwas anders und es ist Zeit, Resümee zu ziehen. Das ist aus meinen möglichen Gründen zu Scheitern geworden:

Faulheit

Damals erschien es mir eine Qual, den Garten umgraben zu müssen oder Unkraut zu jäten. Stunden auf dem Sofa verbringen war meine persönliche Wohlfühloase, mein Mecka, Valhalla, der Himmel. Und heute?

Wir haben zwei Kinder. Das Sofa sehe ich mit Glück abends irgendwann und was soll ich sagen? Ich vermisse es nicht (ok, das ist gelogen, manchmal vermisse ich es schon). Die Sonntage verbringen die Kinder so gut wie immer bei der Oma und ich verbringe die Sonntage so gut wie immer im Garten oder in der Küche, wo ich die Ernte konserviere. Ich habe festgestellt, dass ich nicht faul bin und es auch nie war. Aber ich musste erst lernen, dass es sich gut anfühlt, einen Garten zu bestellen und meine Zeit mit weiterer Arbeit zu füllen. Sogar im Sommer, wenn die Abende lang hell sind, die Kinder abends um acht endlich schlafen und ich mich überwinde Unkraut zu jäten, komme ich anschließend entspannt in die Wohnung zurück. Gärtnern macht mich glücklich. Das ist etwas, was ich nicht erwartet hatte, als ich mit diesem Projekt startete. 

Wohlstandskind

Das war etwas, was ich lang überwinden musste. Die Äpfel hingen im Garten am Baum, trotzdem aß ich lieber einen gekauften Apfel. Es fiel mir schwer, das Essen aus dem Garten auf den Tisch zu bringen. Heute weiß ich, dass ich einfach nicht gelernt habe, aus dem Garten zu essen. Meine Oma hätte es mir beibringen können, hat sie auch irgendwie, aber anders, als ich es gebrauchen konnte. Ich kochte meine Standardgerichte: Spaghetti mit vegetarischer Bolognese, Gulasch, Reis mit Pilzsahne-Soße ... Meist gab es etwas mit Tomaten, Paprika, Pilzen. Seltener etwas mit Blattgemüse, roter Beete, Kohl. Ich musste erst lernen, was denn noch schmeckt. Heute habe ich Currys für mich entdeckt. Geschmeckt, wie gut eine Gemüselasagne ist oder wie gut sich ein Kürbis statt Tomatensoße in der Lasagne macht. Mein persönlicher Favorit ist die Buddha Bowl geworden. Auch wenn ich mich nicht stoisch an die jeweiligen Mengen halte. Ohne Bowl kann ich mir mein Leben fast nicht mehr vorstellen und darin lässt sich unglaublich viel aus dem Garten verarbeiten.

Zeit

Ich arbeite nur noch 30 Stunden statt 40. In diesem Jahr sogar von zu Hause, was mir theoretisch mehr Zeit verschafft als damals. Aber die Kinder fressen diese Zeit einfach auf, was gut ist. Trotzdem bleibt mir genug Zeit, den Garten zu bestellen. Ich habe Wege gefunden, wie der Garten gedeiht, ohne viel Zeit zu investieren. Meine Beete müssen und sollen nicht so aussehen, als wäre dort nur braune Erde und Nutzpflanzen. Es herrscht Vielfalt, Beikräuter mit inbegriffen. Trotzdem: Ohne Fleiß kein Preis. Wenn man Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten will, dann muss man Zeit und Arbeit investieren. Ob man es aber als Qual oder Segen betrachtet, liegt bei jedem selbst.

Und nun kommt auch der Nutzen für euch. In den nächsten Wochen und Monaten will ich nach und nach aufbereiten, wie ich gärtnere. Welche Methoden es mir ermöglichen, Zeit zu sparen und was für mich gut funktioniert. Ich nehme euch mit auf eine Reise durch meinen Garten.

Die Faulpelzartikel

Teil 1: Gib deinem Beet einen Rahmen