Dienstag, 18. März 2014

Ich bin Patin!

... und zwar von der "Bamberger Blauen". Das ist eine alte Buschbohnensorte, die in Gärten nur noch selten angebaut wird. Als Patin habe ich 17 Samen dieser Bohnenart erhalten, die ich im Garten vermehre und später auch verzehre. Die Bohnen sollen blau mit weißen Sprenklern sein, allerdings sind meine braun-schwarz mit orangefarbenen Sprenklern. Liegt das an der langen Lagerzeit? Die Samen sind immerhin 4 Jahre alt. Ich bin sehr auf die ersten Ernteergebnisse gespannt - im Moment befürchte ich noch, dass eine falsche Sorte im Samentütchen ist.


Aber wie bin ich dazu gekommen?

Letzten Samstag war ich bei einem Seminar zur Sortenpatenschaft. Ganz allein, was für mich eher ungewöhnlich ist. D hatte keine Zeit, S wollte lernen (ich hoffe es hat geklappt), meine Schwester war mit ihrem Freund unterwegs (deswegen durften M und ich auch die kleine Migas hüten) und meine Mutter hatte schlicht und ergreifend keinerlei Interesse an dem Seminar. Wer kann es ihr verübeln. Ich fuhr also nach Witzenhausen ins Tropengewächshaus, betrat einen Raum, der schon zur Hälfte mit Menschen gefüllt war. Auf den ersten Blick waren die Anwesenden vor allem sympathische "Ökos" - in ein paar Jahren bin ich vermutlich auch als solche zu erkennen. Mit einem wirklich beeindruckend hübschen Rauschebart werde ich wohl kaum mithalten können, aber vielleicht entschließe ich mich zu Dreadlocks und Nasenpiercing. Beim betrachten all der Menschen fiel mir auf, dass meine Lieblingsfarbe auch deren Lieblingsfarbe zu sein scheint - weinrot - ich bin also nicht ganz so weit weg vom Öko Dasein, wie ich denke. Das einzige was mich abhält, ist wohl mein Job und dass ich nicht einsehe, mir "Freizeitkleidung" zu kaufen. Also gibt es gemütliche bürotaugliche Kleidung, die ich zu Hause auftrage.

Das Seminar hat der VEN (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V.) organisiert und es handelte von der Erhaltung alter Sorten, die bislang nur wenige Gärtner anpflanzen. Erschreckend waren die Berichte, dass über 90 % der ehemaligen Sortenvielfalt verschwunden sind und stattdessen viele industrielle Sorten in den Hausgärten angepflanzt werden. Es gibt in Deutschland eine Gendatenbank, in der alte Sorten erhalten werden, doch der Zustand ist schlecht und die Kapazitäten der Gendatenbank begrenzt. Das Saatgut wird tiefgefroren gelagert und nur etwa alle 20 Jahre zur Arterhaltung vermehrt. Steckbriefe für viele der Sorten gibt es nicht, so dass es keine Beschreibung des Sortenbilds gibt. Der VEN versucht hier entgegenzuwirken.

Mehr Informationen zu dem Verein findet ihr hier: www.nutzpflanzenvielfalt.de

Ursula Reinhard hat uns durch den Tag geleitet und uns erklärt, welche Aufgaben auf die Paten zukommen, was erwartet wird und wie man Pflanzen der einzelnen Gattungen zur Saatgutgewinnung auswählt. Da es sich um ein Anfängerseminar handelt, wurden lediglich vier Gattungen vorgestellt:

  • Erbsen
  • Bohnen
  • Salat
  • Tomaten
Diese vier Sorten sind selbstbefruchtend und kreuzen sich nicht mit anderen Sorten der gleichen Art. Ursula Reinhards Herz schlägt für Tomaten, über 300 Sorten baut sie in ihrem eigenen Hausgarten an.

Für fünf Jahre habe ich mich verpflichtet, die Bohnensorte Bamberger Blaue zu vermehren. Ab dem dritten Jahr kann ich vielleicht sogar privat Saatgut zur Weitervermehrung und -verbreitung abgeben. Die ersten Körner gehen natürlich an den VEN, damit sie von dort weiter verbreitet werden können.

Mitte bis Ende Mai kann ich die Bohnen pflanzen. Ich plane bereits wie und wo sie in die Erde kommen - wenn es doch endlich Mai wäre. Das Seminar hat mir Hoffnung gemacht. Es war eine gemischte Truppe aus Interessierten, beruflichen Gärtnern, jungen und älteren Teilnehmern, Hausgärtnern, Erfahrenen und Anfängern. Das Interesse vieler steigt, wenn es um die Erhaltung unserer Nahrungsmittelvielfalt geht.

4 Kommentare:

  1. So stelle ich mir eine Zauberbohne vor. Sieht die hübsch aus.
    Bin gespannt ob es was wird :)

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    1. Und ich erst. Hoffe nur, dass das wirklich die richtigen Samen sind. Und falls nicht, schmeckt die andere Sorte hoffentlich trotzdem.

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  2. Sei lieber vorsichtig. Zwar sind Garten/Buschbohnen Selbstbefruchter, Fremdbefruchtung kann aber durchaus vorkommen. In Blütenarmen Gegenden sind durchaus 20% möglich! Hummeln scheinen sogar Blüten aufzuknabbern ;) Auch können Feuerbohnen deine Buschbohnen befruchten. Also am besten deine Patensorte ordentlich isoliert im Garten anbauen, um wirklich sicher zu gehen, dass die Sorte echt bleibt.
    (Zusammengefasst aus: Andrea Heistinger: Handbuch Samengärtnerei; ist wirklich sehr empfehlenswert!)
    Und je nach Region kann es sein, dass deine Bohnen nicht ausreifen. Ich sitz hier auf 700m im bayerischen Wald, und ich habe Probleme. Darum ziehe ich empfindliche Sorten vor: 5 Stück Mitte April ins Töpfchen und dann Mitte/Ende Mai als Ganzes ins Beet -> 50/50cm Abstände bei Nestsaat.

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  3. Vielen Dank für diesen guten Tipp. Im Bohnen pflanzen und vermehren bin ich noch ein blutiger Anfänger und habe schon überlegt, wie ich das machen kann und ob ich sie vorziehe und wann ich das machen sollte. Tausend Dank für deinen Tipp! Ich werde es so machen, wie du es vorschlägst!

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