Sonntag, 16. März 2014

Ungeklauter Kompost von lieben Freunden

Ich bin ein merkwürdiger Mensch. Ich hatte nie viele Freunde, fand das eher lästig und in den schlimmsten Zeiten habe ich mir selbst Stubenarrest verordnet, um nicht mit Freunden feiern gehen zu müssen. Tiefe Abgründe tun sich auf, wenn ich über diese vergangene Zeit nachdenke. Auch heute brauche ich Zeit ganz allein für mich, aber ich freue mich auch über das gesellige Zusammensein und die guten Gespräche. Spätestens durch M weiß ich, wie toll Freunde sind und dass sich Freunde gegenseitig unterstützen, wenn sie es können.

K hatte Geburtstag und natürlich waren wir eingeladen. Seine Freundin denkt immer an all die komischen Menschen mit ihren Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder ihren selbstgewählten Eigenheiten wie die der vegetarischen oder veganen Esser. Es gibt immer ein riesiges Festmahl. Für jeden ist etwas dabei und meist können die vollgestopften Gäste, die einfach nicht von den leckeren Speisen lassen können, kaum noch nach Hause laufen.

Bei der Feier unterhielt ich mich mit unserem befreundeten Milchbauern (ob es ihm wohl recht ist, dass ich ihn so nenne?). Auf meinen Streifzügen durchs Feld entdeckte ich riesige schwarze Haufen und fragte mich, was das wohl sei. Getrocknete Kuhfladen aus dem Stall? Reste aus der Biogasanlage? Kompost? Bei dem Geburtstag klärte er mich auf. Es ist Kompost aus der hiesigen Kompostanlage - 600 Tonnen um genau zu sein, die er als Landwirt günstig beziehen kann. Der Kompost stammt von der hiesigen Kompostanlage, bei der man auch als Privatmensch einkaufen darf - was ich in den nächsten Wochen sicherlich tun werde.


Dass er dort jede Menge Kompost herum liegen hatte, ließ mich hellhörig werden. Ich schrieb ja bereits, dass wir ein Quadratbeet angelegt und es mit Kompost befüllt haben. Da ich mir sicher war, dass unser Schrottkompost nicht so schöne Erde hergeben würde, ich aber M davon überzeugen konnte, sonntags zusammen mit mir das Beet anzulegen und ich an diesem Tag sicherlich nirgends an solch wundervoll krümeligen pechschwarzen Kompost heran kommen würde (der Geburtstag war samstags) - fragte ich, ob wir uns davon wohl etwas klauen dürften. Er fragte, wie viel wir denn bräuchten und lachte erheitert auf, als er hörte, wie klein unser Wunschbeet werden solle. Natürlich durften wir, wobei er mich korrigierte und sagte, dass es ja kein Klauen sei, wenn er darüber Bescheid wisse und es erlaubte.

Ich freute mich wie eine Schneekönigin über diese Erlaubnis. M und ich machten uns Sonntagmittag bewaffnet mit allerhand Gefäßen auf den Weg zu den schwarzen Bergen und luden den Kofferraum meines kleinen schmutzigen Golfs voll. Obwohl wir die Erlaubnis hatten, fühlte ich mich doch wie eine kleine Diebin - wenn das die Leute sehen! Aber das "Risiko" war es mir wert - ich bekam sonntags ein neues Beet!

Die 600 Tonnen Kompost sind übrigens für die abgeernteten Maisfelder aus dem letzten Jahr bestimmt. Unser Freund erklärte mir, dass beim Ernten des Mais' nur wenig Pflanzenteile auf dem Feld bleiben, aus denen sich Humus bildet. Damit der Boden aber nicht ermüdet, pflügen sie Kompost unter. Auf Getreidefeldern verbleibt mehr Pflanzenmaterial und hier ist es nicht notwendig, Kompost auf das Feld auszubringen. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie man mit solch großen Flächen verantwortungsvoll umgehen kann und höre gespannt zu, wenn er von etwas berichtet, das ich sogar als Laie verstehe.

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