Montag, 25. August 2014

Himmlische Tiefe

Es ist wieder so weit, der Himmel ist so groß und wild, dass man unendlich tief fällt, wenn man hineinschaut. Ein Jahr ist es her, als M und ich mit den Hunden über eine große kurz geschorene Wiese liefen. Ich legte mich auf den Rücken, starrte in den Himmel, genoss den Sonnenuntergang, der ganz ohne Röte auskam und fing an zu träumen. Nach einer Weile legte M sich neben mich, die Häne im Nacken verschränkt, ein Grashalm zwischen den Lippen. Leise fragte er "Was machst du da?" - "Ich schaue in den Himmel", antwortete ich und er tat es mir nach.


Sicherlich 10 Minuten lagen wir so da, die Hund irgendwo. Vor unseren Augen nichts weiter als blauer Himmel, über den Wolkenfetzen jagten. Aus dem gemütlichen Träumen wurde urplötzlich ein komisches Gefühl in meiner Magegegend. Ich sah nichts weiter, als den Himmel über mir. Keinen Zweig eines Baumes, kein Grashalm, nichts - nur Himmel und einige Schwalben, die winzige Insekten verfolgten. Es gab keinen Punkt, der mich mit der Erde verband. Ich hatte das Gefühl in einen unendlich tiefen Himmel zu stürzen.


"Oh, ich hab grad ein ganz komisches Gefühl." hörte ich M an meiner Rechten sagen. "Ich glaube ich falle in den Himmel." Froh, den Boden unter meinem Rücken zu spüren, musste ich fast schon schmunzeln, trotz der Unsicherheit gleich hinunter zu fallen, wenn ich nur eine falsche Bewegung machte. Wie seltsam war es, dass M genau das gleiche empfand wie ich? M konnte es nicht mehr aushalten, stand auf und richtete seinen Blick auf den sicheren grünen Boden unter ihm. Ich blieb noch etwas liegen, nahm das Gefühl des Verloren-Seins tief in mich auf, spürte den Halt, den der Boden in meinem Rücken mir gab und verstand, wie winzig klein ich bin und wie riesig das Wunder unserer Erde ist.


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