Vor ein paar Wochen fragte meine Schwester, ob ich Quitten haben wolle. Ihr Nachbar hätte einen Baum und der hinge voll mit den gelben Früchten. Er wolle sie selbst nicht verarbeiten. Ich willigte ein und freute mich. Im Internet suchte ich gleich nach passenden Rezepten für Quittenmarmelade, stellte aber schnell fest, dass man aus Quitten eher Gelee macht.
Meine Schwester brachte mir eine Tüte mit etwa 20 sehr großen Früchten, die alle einen kleinen Pelz über der leuchtend gelben Haut trugen. "Mein Nachbar wünscht dir viel Spaß. Er sagt sie sind so hart, dass man sie kaum schneiden kann." sagte sie bei der Übergabe, was mich um ehrlich zu sein ein wenig demotivierte, aber ich hoffte auf die scharfe Klinge meines Küchenmessers. Als ich meiner Mutter von meinem Vorhaben erzählte, sagte sie mir, dass sie Quitten nicht mag. Die seien so bitter und man müsse an das Gelee immer auch eine andere Frucht machen, damit das Gelee überhaupt genießbar würde.
Zähneknirschend stand ich in der Küche. Im Internet las sich die Zubereitung sehr einfach. Quitten von ihrem Pelz befreien, in Würfel schneiden, Kerngehäuse darf drin bleiben und in Wasser kochen, bis sie weich sind (Alternativ kann man sie auch in irgendwelchen Säften kochen). Die gekochte Brühe durch einen Sieb ablassen (am besten über Nacht) und dann mit Gelierzucker einkochen. Gesagt getan. Ich machte mich ans Werk. Nach meinem Nashi Unfall wusste ich, dass ich besser mit kleinen Portionen anfangen sollte. Ich kaufte mir dieses Mal auch fertigen Gelierzucker, weil ich dem einfachen Gelier-fix die Schuld daran gab, dass meine Nashi-Konfitüre missraten ist (obwohl es vermutlich eher an einem Rechenfehler von mir lag, aber wen interessiert das schon). Mit meinem scharfen Kochmesser ließen sich die Quitten gut zerlegen. Es war zugegebenermaßen nicht einfach und ich musste etwas Druck aufbringen, aber nach den demotivierenden Worten des Nachbarn meiner Schwester hatte ich schlimmeres erwartet.
Die erste Ladung kochte ich in Wasser mit einer Vanilleschote und Bittermandel-Aroma. Hierfür nutzte ich gerade einmal drei Früchte, die zusammen aber schon 1 kg wogen. Das Gelee gelang und so machte ich mich an die Verarbeitung der restlichen Früchte. Die meisten kochte ich mit einer Mischung aus Wasser, Orangen- und Zitronensaft, gespickt mit Scheiben von Ingwer und einen weiteren kleineren Teil kochte ich in einer Birnenwasser-Mischung mit einer Vanilleschote.
Heraus kamen etwa 20 Gläser in unterschiedlichen Größen und 4 Geschmacksrichtungen. Ich hätte gern noch weiter experimentiert, aber die Quitten waren alle aufgebraucht. Vielleicht habe ich das Glück, nächstes Jahr wieder welche zu bekommen.
Die ausgekochten Reste wanderten übrigens auf den Kompost. Man kann daraus wohl auch noch Quittenbrot machen, aber dafür reichte meine Motivation nicht aus und Brot war im Überfluss vorhanden. M fragte allerdings danach und falls nächstes Jahr wieder ein Quittenjahr wird, werde ich ihm den Gefallen tun.
Bei solchen Gelegenheiten frage ich mich ja immer wieder: Wie viel Marmelade, Gelee, Konfitüre brauchen wir, um ein ganzes Jahr nichts zukaufen zu müssen und damit auch noch unsere Freunde und Familien zu beschenken? Das werden wir wohl mit den Jahren lernen. Es darf nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig sein.
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