Donnerstag, 5. Dezember 2013

Ringe aus roten Äpfeln

Als ich bei meinen Eltern wohnte, machte ich hin und wieder Apfelringe auf dem heimischen mit Speckstein verkleideten Holzofen. Ich stach das Kerngehäuse aus einem Apfel und schnitt ihn in dünne Scheiben. Die Scheiben legte ich auf den warmen Ofen und wartete, bis sie trocken waren und den Raum mit ihrem süßen Apfelduft würzten. Wenn es so weit war - oder besser, falls die Apfelscheiben es überhaupt schafften trocken zu werden, bevor ich sie verspeiste - aß ich sie sogleich auf. Zum Einlagern war mir die Beute viel zu schade. Bei der letzten Apfelernte erinnerte ich mich wieder daran und wollte mein Glück erneut versuchen.

M und ich haben in unserer Wohnung einen Holzofen. Einen alten Küchenofen, der bei seiner Großmutter noch in Benutzung war und uns jetzt an eisigen Wintertagen wohlige Wärme spendet. Ich schnitt also Ringe aus Äpfeln und bereitete sie zum Trocknen vor. Ich wusste, dass ich die Ringe nicht direkt auf den Ofen legen konnte, denn die Oberfläche wurde viel zu heiß. Also entschied ich mich, sie auf ein Rost zu legen, das etwa zwei Zentimeter über der Kochfläche des Ofens liegt. Am Anfang schien alles ganz prima zu funktionieren. Das Feuerchen brannte knisternd ab, ein zarter Duft waberte durch die Wohnung und die Äpfel zischten leise vor sich hin. Ich entschied weitere Holzscheite aufzulegen und die Kochfläche verwandelte sich fast augenblicklich in einen Glutofen. Die Apfelscheiben tropften, erst roch es würzig süß, dann nur noch würzig und schlussendlich verbrannt, so verbrannt, dass ich die Fenster aufreißen musste. Die Äpfel, die ganz hinten lagen wurden schwarz wie Kohle, die restlichen waren nur halb getrocknet, schmeckten aber trotzdem.

Versuch gescheitert: Aber das wäre nicht ich, gäbe ich nach dem ersten Scheitern auf. Versuch zwei kupferte ich von meinen Kräutertrocknungsprozessen ab. Ich fädelte die Ringe auf Fäden und hängte sie an ein Regalbrett, das wir zum Trocknen unserer Hemden und Blusen verwenden.


Die Äpfel schrumpeln so langsam vor sich hin, feucht sind sie nach zwei Tagen noch immer. Aber ich bin guter Hoffnung, dass dieser Versuch gelingt. Da mir die Farbe der getrockneten Scheiben egal ist, verzichtete ich darauf, sie vorher kurz durch Zitronenwasser zu ziehen. Wer hübsche weiße Ringe haben möchte, sollte dies besser nicht vergessen. Was aus den Ringen werden soll? Naschwerk und Apfeltee (falls ich mich so lang zurück halten kann).

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