Sonntag, 6. August 2017

Ringelblumensalbe


In meinem Garten haben sich die Ringelblumen breit gemacht. Und wenn ich breit sage, meine ich breit. Vielleicht auch hoch. Anfangs sah das ja alles sehr hübsch aus und ihre gelben und orangefarbenen Köpfe zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht. Aber ihr Wuchs ist inzwischen so dicht und üppig, dass ich anfangen musste, ihr Wachstum einzudämmen. Wenigstens da, wo es wirklich notwendig ist, nämlich bei meinen neuen Bohnensorten. Schließlich sollen die genügend Nährstoffe bekommen und nicht die Ringelblumen.

Mein Erdbeerbeet


Anfang des Jahres wuchsen ausschließlich im Erdbeerbeet kleine Pflänzchen. Es sah so niedlich aus, dass ich sie fast alle stehen ließ. Einige transplantierte ich hinüber in die anderen Beete. Unter die Gurken, neben die Zucchini, zwischen den Kohl ... Sonne und Regen weckten aber ihre Wüchsigkeit und meine Erinnerung an das Jahr zuvor, in dem eine Pflanze einen ganzen Quadratmeter meines Beets eingenommen hatte. Wie konnte ich das vergessen haben?



Als ich nun also anfing meine Bohnen zu befreien, brach ich großzügig die Ringelblumen ab. Was mir in die Hände fiel, legte ich gleich wieder als Mulch auf das Beet. Aber da waren diese wunderschönen leuchtenden Blüten, die wirklich gute Laune machen, wenn man sie nur anschaut. Konnte ich die einfach so da liegen und verrotten lassen? Mein Herz sagte nein und ich überlegte, mir den zehnten Strauß in die Wohnung zu stellen. Doch dann dachte ich daran, dass ich schon seit längerem versuchen wollte eine Salbe herzustellen. Hmm, warum nicht aus Ringelblumen. Ich holte also meine Fahrradtasche und pflückte eifrig die Blütenköpfe ab, fuhr nach Hause und füllte sie in ein großes Glas.



Da es so viele Köpfe waren, musste ich etwas drücken, damit noch ausreichend Öl in das Glas passte. In Ermangelung von Alternativen verwendete ich Olivenöl, Mandelöl wäre sicherlich schöner, aber hey, was soll's. Als alle Blütenköpfe ertrunken waren, schloss ich das Glas und ließ es auf dem Küchentisch stehen. Dort ist es warm und, naja, nicht ganz so hell wie auf der Fensterbank.
Zwei Wochen später unter viel Rühren, Schütteln, Deckel von Kondenswasser befreien und vor allem Deckel vom Glas schrauben, das auf mysteriöse Weise Unterdruck entwickelt hatte, reichte mir das Ziehen -lassender Blüten und ich seihte sie ab. Erst einmal schüttete ich alles in ein Sieb. Natürlich war das Öl nicht so sauber, wie ich wollte, also nahm ich Ms Keramik-Kaffee-Filter, steckte einen Papier-Kaffee-Filter hinein und goss das Öl hinein. Während ich goss, fragte ich, ob ihm das Recht sei.
„Was machst du damit?“
„Das Öl filtern.“
„Kannst du nicht den Filter einfach in der Hand halten?“
„Ich mach deinen Filter wieder sauber.“
„Aber das ist Öl. Das ist doch eklig.“
Jaja, dachte ich und schüttete weiter.
„Naja, schön ist das nicht“, gab M zu bedenken, der inzwischen zu mir kam und sich das Schauspiel ansah. Ich lächelte und nickte einfach nur.



Es dauerte bestimmt eine Stunde bis das Öl geklärt und wunderschön grün schillernd in das Glas gelaufen war.
„Ich bin froh, dass ich den Filter nicht in der Hand halten musste“, sagte ich zu M.
„Ja, hast ja Recht. Aber mach ihn sauber.“
„Jaha!“
Hab ich natürlich auch und M beschwerte sich beim anschließenden Kaffee nicht über einen merkwürdigen öligen Geschmack.
Heute habe ich dann endlich die Creme angerührt. Für die 300 Gramm Öl nahm ich 30 Gramm Bienenwachs. Ich hatte noch halb abgebrannte Kerzen, die ich in das Öl bröselte. Das ganze stellte ich auf den Herd und rührte bei mittlerer Hitze so lang, bis sich das Wachs auflöste. Anschließend füllte ich alles nur noch in Gläser und ließ die Creme abkühlen.



Und das Ergebnis: Sie ist hart geworden, also streichfest. Ich wäre vor Freude am liebsten im Kreis gehüpft, konnte mich aber gerade so beherrschen. Die Salbe musste ich sofort M präsentieren, der anerkennend nickte. Hach, was bin ich glücklich, auch wenn ich zugeben muss, dass die Creme sehr fettig ist. Die Ringelblumen sollen gegen schlecht heilende Wunden helfen. JF schürft sich zurzeit so häufig die Knie auf, dass ich sie also gut gebrauchen kann. In all meinem Übermut würde ich jetzt gern weitere Cremes zaubern, mir mein Shampoo selber mischen und vielleicht eine Gesichtscreme mit noch weiteren Zutaten anrühren. Falls mich die Motivation weiter gepackt hält, werde ich davon berichten.

Es gibt übrigens etwas, was ich anders machen würde. Nämlich, die Blüten trocknen, bevor ich sie mit Öl übergieße.

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